Kürzlich stolperte ich mal wieder über einen Blogbeitrag in einem Reiseblog. Schon recht weit zu Beginn hatte ich diesbezüglich so ein flaues Gefühl ob der Schreibweise des Artikels. Und siehe da, mein Gefühl gab mir recht: es war mal wieder ein Artikel der aufgrund einer Einladung des Bloggers entstanden war.

Inzwischen kann ich, wenn ich doch mal ab und an auf fremden Reiseblogs lande, schon recht früh erkennen, ob der Artikel aus eigenem Antrieb entstand oder weil irgendwer den Blogger irgendwohin eingeladen hatte.

Häufig sind solche Artikel dann schnell schnell zusammengewürfelt, voll des Lobes und noch schlimmer: hinterlassen beim Leser meistens mehr Fragen als er vorher hatte. Eintrittspreise, Öffnungszeiten, Wegeskizzen usw. sind zumeist Fehlanzeige. Gerne aber lichtet sich der Blogger dafür selbst mal ab: „Guck mal, hier bin ich!“.

Das Schlimme dabei ist dann noch: es werden immer mehr! Immer mehr Reiseblogs (irgendwo geisterte die Zahl von 1.500 deutschsprachigen Reiseblogs mal rum), die immer häufiger immer grässlichere Artikel ohne Mehrwert für den Leser schreiben und dann von Tourismusagentur zu Hotelgruppe und zurück ziehen und sich dort wie sauer Bier anbieten.

Nun ist per se erst einmal nichts dagegen zu sagen, wenn es in einem Bereich immer mehr Blogs gibt, doch dann sollte auch die Qualität stimmen. Doch die stimmt immer häufiger nicht und Schuld daran sind die Tourismusagenturen, Hotelgruppen, Reiseveranstalter usw. All jene, die die Reiseblogger einladen.

In vielen Reiseblogs findet man überdurchschnittlich viele Beiträge, die auf Grundlage irgendwelcher Einladungen entstanden. Wer bitte soll als Leser sowas noch ernst nehmen? Wer soll einen Blogger ernst nehmen, der nur noch von Einladung zu Einladung hetzt und schreibt wie schön es hier und dort und überhaupt doch sei? Das Problem ist, daß man von solchen Bloggern keine wirklich ehrlichen Blogposts mehr erwarten darf. Sie schreiben, auch wenn sie es natürlich abstreiten würden, mehr oder weniger das, was der Kooperationspartner lesen will. Logisch, man möchte ja wieder eingeladen werden und das nicht nur von diesem Kooperationspartner, sondern auch von anderen. Wie käme das denn an, wenn man als Blogger da plötzlich seine tatsächlich ehrliche Meinung schreiben und das Hotel verreißen würde?

Liebe Reiseunternehmen, macht mal was ganz anderes: stampft euer Budget für Bloggerrelations für ein bis zwei Jahre komplett ein und verzichtet auf solche Kooperationen. Schaut euch an welche Blogs dann noch überleben und dann genauso zahlreich befüllt werden wie jetzt. Schaut euch an was dann für Beiträge dort zu finden sind.

Es ist übrigens mit sehr großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, daß eine große Anzahl der Blogs dann nicht mehr existieren bzw. zumindest nicht mehr gepflegt werden würde. Denn nur durch all die Berichte über all die Einladungen, die man als Reiseblogger so erhält, sind viele der Reiseblogs erst entstanden. Sowas braucht aber niemand. Also gönnt eurem Budget eine Pause und schaut wie sich die Reisebloggerszene dann entwickelt.

Im übrigen wird es sich auf eure Buchungszahlen o.ä. nicht wirklich auswirken, denn eine derartig große Relevanz und Ausstrahlung haben deutsche Reiseblogs nun wirklich nicht.

Es wird immer noch genügend Reiseblogger geben, die von sich aus irgendwo hinfahren und drüber berichten. Auch zu euch, auch zu euren Mitbewerbern. Aber alles freiwillig, ohne euer Wissen, ohne irgendwelche Vorbereitung bei euch und dafür dann mit einer vollkommen ehrlichen Berichterstattung.

Und ein ehrlicher Blogbeitrag hilft doch allen viel mehr als irgendein weich gespültes Werbeposting.

Also: Budget einstampfen, zurücklehnen und abwarten.

P.S.: Ich mach weiter meine Ausflüge durch Deutschland und blogge drüber. Zu über 90 % eh bereits eigenfinanziert und ab kommendem Jahr dann wohl zu 100 %. Aus Gründen.

Von admin

2 Gedanke zu “Bloggerrelations im Reisebereich: Unternehmen, hört auf damit!”
    1. Eher umgedreht. Wenn ich eingeladen werde, setze ich die Links auf nofollow. Zahle ich selbst, dann bleiben sie dofollow.

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