Ich habe dieser Tage mal wieder zwei Twitteraccounts etwas analysiert.

Account 1 hat 3.500 Follower, Account 2 hat 2.200 Follower.

Bei beiden Accounts war mir etwas aufgefallen: rund 20-30 % der Follower sind inaktiv, sprich sie twittern rein gar nichts, folgen nur selbst sehr wenigen Accounts und haben auch keine oder nur ein paar einzelne Follower. Bei vielen liegt der letzte abgeschickte Tweet bereits mehr als ein Jahr zurück, häufig auch bereits zwei Jahre.

Man kann daher davon ausgehen, daß die Personen den Twitteraccount selbst gar nicht mehr nutzen, er ist also tot.

Welche Auswirkungen haben tote Twitteraccounts für Unternehmen und Agenturen?

Im ersten Moment eigentlich keine großen Auswirkungen, schaut man genauer hin, verfälschen diese Accounts die Statistiken doch erheblich. Das ist das gleiche wie mit Newsletter die irgendwo im Spamordner landen und nicht mehr geöffnet werden. Sie erreichen ihren Empfänger nicht und der Versender hat nur zusätzlichen Aufwand (Traffickosten).

Ähnlich ist es auch in den sozialen Medien. Zwar entstehen keine zusätzlichen Traffickosten, doch werden die Empfängerstatistiken erheblich verfälscht.

Hier mal ein einfaches Rechenbeispiel:

Account mit 3.500 Followern = 3.500 Empfänger

Ein Tweet mit Link führt zu 40 Klicks.

CTR = 1,14 %

Von den 3.500 Followern sind aber 700 tote Accounts dabei. Ergo erreicht der Tweet maximal 2.800 Empfänger.
Bei 40 Klicks hätte man also eine CTR-Ratio von 1,43 %.

Gleiche Zahl an Klicks, aber ohne die toten Accounts gerechnet.

Je höher die Zahl der toten Accounts ist, desto stärker wird die CTR dadurch verfälscht und das im negativen Sinn.

Tote Accounts sind kein reines Twitterphänomen

Das ganze kann man so auch bei Facebook, Google+ und auch bei den zahlreichen Internetforen erkennen. Gerade bei letzteren wird man feststellen, daß üblicherweise bis zu 50 % der Accounts null Beiträge innerhalb des Forums verfasst haben. Sie belasten eigentlich nur die Datenbank und lassen, wenn die Angabe der Gesamtmitglieder öffentlich eingeblendet wird, das Forum größer erscheinen als es in Wirklichkeit ist.

Viele Betreiber von Communities werben immer noch damit wie viele Mitglieder sie haben, die wenigsten jedoch damit wie viele davon tatsächlich das Angebot nutzen. Wer ist in irgendeiner Weise tatsächlich aktiv? Was nützen 900 Millionen Accounts, wenn 600 Millionen davon tot sind? Da hat letztlich niemand etwas davon. Es ist auch häufig sehr schwer derartige Accountbesitzer dazu zu bewegen den Account wieder zu beleben.

Die Gründe weshalb jemand einen Account auf diese Art und Weise sterben lässt sind vielfältig. Das kann an einer schlechten Usability ebenso liegen wie am Unverständnis über den Sinn des Netzwerkes oder auch nur daran, daß der persönliche Freundeskreis dort zum jeweiligen Zeitpunkt nicht zu finden war.

Was tun mit toten Accounts in den Netzwerken und Communities?

Theoretisch schaden sie natürlich nicht. Also könnte man einfach gar nichts machen und alles so belassen. Praktisch würde ich aber dennoch immer dazu raten mal aufzuräumen. Bei eigengehosteten Communities führt dies u.a. zu einer (erheblichen) Verkleinerung der Datenbank, da geht dann auch das Backup schneller.

Bei Diensten wie Twitter, Facebook und Co. verringert sich so zwar die Zahl der Fans/Follower, doch gleichzeitig auch das Risiko, daß Spam und Pishingversuche in das eigene Netzwerk gelangen, weil diese Accounts vielleicht gehackt wurden.

Ich empfehle daher einmal pro Jahr aufzuräumen, ggf. vorher per Newsletter drauf hinzuweisen. Vielleicht werden dadurch auch wieder ein paar Accounts deaktiviert, andere löschen ihren Account vielleicht auch von alleine. Letztlich stellt so eine Aufräumaktion auch ein Mittel für mehr Datenschutz dar. Wenn der Account eh nicht mehr genutzt wird, weshalb auch immer, kann ich mit den paar wenigen Daten die ich darüber erlangt habe in den meisten Fällen eh nichts anfangen.

Verhalten von Agenturen gegenüber Unternehmen

Die Agenturen sollten ihren Kunden viel häufiger klar machen, daß eine große Zahl an Fans usw. alleine keinerlei Bedeutung hat. Wenn die Accounts all jener Fans eh nicht mehr genutzt werden, die über das Netzwerk verteilten Meldungen niemand wahrnimmt, dann verpufft Social Media ganz schnell. Da dann doch lieber weniger Fans/Follower haben, dafür aber aktive, die sich wirklich für das Unternehmen bzw. die Person dahinter interessieren.

Von admin

2 Gedanke zu “Social Media – Friedhof der toten Accounts”
  1. Habe auch mal meinen Urlaub genutzt und meinen Twitter Account bereinigt.
    Nutze dafür Re:Follow da ich bis jetzt keine bessere Möglichkeit gefunden habe.

    Erstmal alle Accounts rausgeworfen die 90 Tage nichts mehr geschrieben habe.

    LG Daniel

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