Am Wochenende war ich unterwegs und habe Dampfloks fotografiert. Was soll man auch sonst bei Temperaturen jenseits der 30 Grad-Marke machen. 😉

Dabei war es beide Male nur Zufall, daß ich von den jeweiligen Sonderfahrten erfuhr. Für mich mal ein Grund mich mal mit dem Thema Social Media für Vereine, hier speziell für Eisenbahnvereine, zu beschäftigen.

Bevor ich mich diesem Thema im Speziellen und dem Thema Social Media für Vereine im Allgemeinen widme, möchte ich ein paar grundlegende Punkte kurz erklären.

Gerade Museumsbahnen und andere Eisenbahnvereine haben mit großen Hürden zu kämpfen. Die regelmäßig fällige Hauptuntersuchung einer Dampflok kann schon mal mehrere hunderttausend Euro kosten und auch die benötigten Waggons verschlingen viel Geld und von der Streckenunterhaltung, der Instandhaltung der benötigten Gebäude usw. möchte ich hier gar nicht sprechen. Dazu kommen Kosten für Wasser, Kohle, Öl…

Zwar bekommen die Vereine auch Unterstützung durch Fördermittel, aber sehr viel Geld muß auch durch Einnahmen aus dem Fahrbetrieb, dem Verkauf von Souvenirs und durch Spenden erwirtschaftet werden. Viele Arbeiten werden zudem durch Vereinsmitglieder ehrenamtlich erbracht und auch der eine oder andere Euro fließt aus deren Privatschatulle in den Verein.

Soweit also die Ausgangslage. An der Stelle gleichmal von mir ein ganz großer Dank an all jene die durch ihre aktive Vereinsarbeit Deutschland liebens- und lebenswert machen.

Kommen wir nun zu den Fakten. Als Beispiel habe ich mir hier mal den Mansfelder Bergwerksbahn e.V. herausgegegriffen, bei dessen Sonderfahrten ich am 19.08.2012 mit dabei war.

Der Verein ist in den sozialen Netzwerken nirgends vertreten. Damit steht der Verein aber nicht allein da, denn es geht vielen Vereinen so. Das Thema Social Media haben viele noch nicht richtig auf dem Schirm. Selbst viele Vereinswebseiten befinden sich noch technisch auf einem Stand von vor zehn bis fünfzehn Jahren.

Welche Möglichkeiten haben Vereine in Sachen Social Media und Onlinemarketing?

1. Das Wiki

Der MBB e.V. betreibt die älteste betriebsfähige Schmalspurbahn Deutschlands. Da steckt also eine ganze Menge Informationsmaterial versteckt, das man heben sollte. Hier bietet sich ein Wiki an. Da kann man ganz stark ins Detail gehen, jede einzelne Brücke, jedes einzelne Fahrzeug, jede signaltechnische Besonderheit bis ins kleinste Detail beschrieben. Das kann man so in keinem Fachbuch machen, das würde schnell den Umfang des Brockhaus sprengen und wäre dann unbezahlbar. All dieses Wissen kann man aber lang und breit in einem Wiki auseinander nehmen und jeder der sich dafür interessiert, kann das gesamte Material dort nachlesen und es kann sich auch all und jeder an der Arbeit an einem Wiki beteiligen und so dazu beitragen, daß das Wiki immer größer und umfangreicher wird.

2. Youtube

So eine Museumseisenbahn mit Dampfbetrieb hat einen entscheidenden Vorteil: da bewegt sich was. Da gibt es Dinge die machen zudem Geräusche. Das in Kombination ergibt eine ideale Voraussetzung für Videos. Gerade auch im Eisenbahnbereich gibt es heute noch Verlage die einen Teil ihrer Geldes damit verdienen, daß sie Videoaufnahmen von Zügen, vielfach mit Dampfloks bespannt, verkaufen. Hier kann der Verein sein Potential ausspielen. Er kann einen eigenen Youtubekanal anlegen und dort die Videomitschnitte seiner Vereinsmitglieder und ggf. auch anderer Eisenbahnfreunde kostenlos zur Ansicht anbieten. Natürlich kann man dabei gleich noch auf die Vereinswebseite hinweisen, wo sich interessierte Eisenbahnfreunde weitere Informationen zu den nächsten Sonderfahrten usw. beschaffen können.

 

Die Videos können via Youtube sowie den diversen Sharingmethoden einem unwahrscheinlich großem Publikum dargebracht werden, was auf anderem Wege fast unmöglich zu erreichen ist. Wichtig hierbei ist, daß der Kanal regelmäßig mit neuen Videos versorgt wird.

Warum nicht z.B. eine Videoreihe zur Aufarbeitung einer Dampflok bringen bei der man wöchentlich in einer neuen Folge über den Fortgang der Arbeiten berichtet?

3. Flickr

Flickr ist auch heute noch eine wichtige Fotoplattform und für eine Museumsbahn ideal als Werbeträger. Wieviel Fotos entlang der Strecke bereits entstanden sind, vermag wohl niemand zu sagen. Ich tippe aber durchaus mal auf einige hunderttausend…. Gerade Eisenbahnfans geben Unmengen an Geld aus für entsprechende Fototechnik, früher auch für Filme und Entwicklungskosten. Alleine bei mir liegen noch ca. 10.-12.000 Papierbilder und ca. 2.000 Dias rum…

Mansfelder Bergwerksbahn

 

Also: Flickr ist ein guter Ort für solche Vereine. Die Fotos kann man schön nach Veranstaltungsdatum in einzelne Alben ordnen. Für interessierte Eisenbahnfans die sich selbst dran beteiligen möchten, kann man eine spezielle Gruppe gründen. Stellt man die Fotos unter passender CC-Lizenz, können sie auch anderweitig verwendet werden und so den Verein bekannter machen. Desweiteren kommt der Verein auf diesem Wege auch direkt mit anderen Fotografen in Kontakt. Und warum nicht mal für die Teilnehmer der Flickr-Gruppe eine spezielle Sonderfahrt anbieten?

4. Pinterest

Pinterest bietet sich auch hier sehr gut an um die besten der besten Fotos zu präsentieren und so gerade auch eine recht internationale Zielgruppe zu erschließen. Wenn der Amerikaner dann den nächsten Urlaub quer durch Europa und auch Deutschland plant, hat er so ein Ziel mehr, daß er mit einplanen kann. Auch hier ist Werbeeffekt durch Sharing nicht zu vernachlässigen. Dazu kommt der zusätzliche Traffic, den man so auf die Vereinswebseite lotsen kann.

Vereine mit eigenem Onlineshop können, sobald Pinterest in Deutschland richtig angekommen ist, so auch Traffic dahin lotsen und so ihre Umsätze beim Souvenirverkauf steigern.

5. Facebook

Ja natürlich, auch Facebook kann für Vereine sehr nützlich sein. Hier kann man seine Interessenten mehr oder weniger persönlich kennenlernen. Man kann mit ihnen diskutieren, sie an den neuesten Veränderungen teilhaben lassen, spezielle Fan-Pakete schnüren und und und. Dazu die große Chance, daß viele via Facebook erstmalig von dem Verein erfahren, wenn sie in ihrer Timeline lesen, daß XY dieses oder jenes gefällt. So werden Personen auf den Verein aufmerksam, die bis dato gar nichts von dessen Existenz wussten.

Regelmäßige Informationsverbreitung über diesen Kanal kann dazu führen, daß völlig neue Interessanten die Museumsbahn besuchen und dort eine Fahrt mitmachen oder vielleicht danach sogar einen speziellen Sonderzug mieten. So wird man als Verein auch überregional recht schnell bekannt und kann so neue Touristenströme für sich erschließen.

6. Foursquare

So eine Museumsbahn hat mehrere feste Punkte. Bahnhöfe, Haltepunkte, markante Brückenbauwerke usw. Diese kann man alle schön bei Foursquare anlegen und somit auch andere Foursquare-Nutzer, die eigentlich aus anderen Gründen in der Region unterwegs sind, auf sich aufmerksam machen. Vielleicht schaut dann der eine oder andere mal kurz vorbei…

7. OpenStreetMap

OpenStreetMap ist eine offene Landkarte an der man jeder mitarbeiten kann. Das bietet sich auch für eine solche Museumsbahn an, die hier ihren Streckenverlauf und die Bahnhöfe und Haltepunkte entsprechend eintragen kann. Wieder ein kleiner Schritt mehr auf sich aufmerksam zu machen. 🙂

8. Blog

Natürlich sollte auch ein richtige Weblog dazu gehören. Hierdurch kann man die einzelnen Social Media-Kanäle bündeln und zudem die Interessenten ganz bequem mit aktuellen News versorgen, mit ihnen direkt diskutieren und sich austauschen. Dank RSS-Feed kann man die Blogbeiträge so auch schnell über andere Kanäle verbreiten und Interessenten können den RSS-Feed selbst abonnieren und verpassen so nichts mehr.

Und zu berichten gibt es bei so einer Museumsbahn eigentlich immer etwas, da kann man jede Woche einen bis zwei Blogbeiträge verlassen. Sicherlich finden sich da auch andere Vereinsmitglieder, die über bestimmte Dinge aus ihrer Sicht berichten würden. So kommt dann auch Abwechslung ins Bloggeschehen.

Und weil wir gerade beim Thema RSS sind. Warum nicht via Yahoo! Pipes einen Mega-RSS-Feed basteln, der nicht nur das Blog enthält, sondern auch die aktuellen Updates von Youtube, Flickr und Pinterest mit einbezieht?

Es gibt also viele Möglichkeiten und vieles von dem hier läßt sich auch auf andere Vereine ummünzen. Je nach Verein finden sich vielleicht noch ganz andere Möglichkeiten, also ruhig mal die Phantasie spielen lassen.

Ich weiß, daß viele Vereine viel Arbeit vor sich her schieben. Hier können sich aber vielleicht auch Vereinsmitglieder einbringen, die sich bisher ansonsten zurückgehalten haben, egal aus welchem Grund. Es muß ja nicht jeder alles machen oder können und ein Social Media-Enthusiast könnte hier seine Fachkenntnisse ins Spiel bringen.

Schauen wir mal, ob der eine oder andere Verein eine oder mehrere meiner Ideen aufgreift. Schön wäre es.

Von admin

10 Gedanke zu “Social Media für Vereine”
  1. Ein wirklich guter Artikel, den ich am liebsten jedem (mir bekannten) Verein zuschicken würde. Es gibt so viele Vereine, die wirklich gute Arbeit leisten, aber es hört niemand davon, weil es nicht nach aussen kommuniziert wird. Das Budget ist da längst auch kein Argument mehr.

  2. Hi Torsten,

    nun endlich dazu gekommen, den Artikel zu lesen, immerhin noch am selben Tag 😉

    Hast schön die Möglichkeiten aufgezeigt, die sich Verein bieten. Aus eigener Erfahrung weiss ich in diesem Zusammenhang aber leide auch, dass es alles andere als einfach ist, das in Vereinen umzusetzen. Wieso? Nun, entweder Du hast so Social Media Enthusiasten wie uns – da bleibt aber auch nicht mehr sooo viel Zeit, regelmäßig für den Verein zu bloggen, insbesondere, weil man gerade dort eher höhere Ansprüche an den eigenen Text hat. Zwischendurch einen Facebook Post oder Tweet zu schreiben, geht ebenfalls schnell mit den eigenen Posts und Tweets unter. Leider 🙁

    Was tatsächlich recht leicht und gut funktioniert, ist so etwas wie flickr – weil man die Bilder sowieso häufig anderen zur Verfügung möchte.

    Soweit meine eigenen Erfahrungen… und nicht einmal ein internes Diskussionsforum wird sonderlich angenommen. Und das ist nicht öffentlich einsehbar.

    Aber ich arbeite daran – und schreibe wenigstens bei mir einiges über die Vereine, in denen ich bin…

  3. Ein guter Artikel und Hubert Mayer zeigt auch die Probleme auf, die sehr oft bestehen.

    Zu deinem Artikel möchte ich noch eines sagen: Ein Wiki ist in meinen Augen mehr als unangebracht, denn oftmals wird nichtmal die Seite des Vereins ordenltich gepflegt. Ein Bereich auf der Seite mit allen Informationen ist in diesem Fall mehr als ausreichend.

    Abschließend eine Frage: Wieso erwähnst Du nicht Twitter?

    1. In diesem Fall hier ist ein Wiki durchaus angebracht. Ich war dort selbst neun Jahre ehrenamtlich tätig und weiß ob des vielen Materials was man so bequem für die Nachwelt erhalten kann. Das kann man in eine „normale“ Webseite in dieser geballten Form gar nicht vernünftig einarbeiten. Alleine die Lebensläufe der zig Loks, die unzähligen Streckenabschnitte die schon lange nicht mehr existieren, dazu der mehrere hundert Exemplare umfassende Park an Waggons…. Und ja, das ist für Tante Lisbeth und Onkel Hans sicher weniger interessant, für andere Personen ist das aber durchaus interessant und in einem Wiki lassen sich diese Daten am besten darstellen.

      Twitter halte ich in diesem Fall für nicht ganz so interessant. Da ist die eigentliche Zielgruppe eher nicht anzutreffen.

  4. Ein sehr guter Artikel. Nur sehr ich die Schwachstellen auch darin begründet, dass eine bestimmte Altersstruktur in solchen Vereinen vorkommt, die mit Social Media wenig Berührung haben. Auch wenn die Zahl derer wächst, in dieser Altersgruppe, ist es immer noch ein unbestellter Acker.

    Viele Vereinsseite werde kaum oder gar nicht gepflegt, da ist es mit Social Media gleich gar nicht zu richten. Es bedarf viel Überzeugungsarbeit 🙂 Gehen wir es an.

  5. Schöner Artikel! Sehr gelungen. Es nutzen ja auch einige Vereine/Unternehmen Facebook als interne Kommunikationsplattform. Also statt E-Mail oder so wird Facebook genutzt. Finde ich persönlich zwar etwas heikel, aber sehr effektiv.

  6. Hallo,
    sehr schöner Artikel und genau auf den Punkt gebracht. Auch in unserem Verein hat es eine Weile gedauert, aber mittlerweile nutzen wir die Sozialen Kanäle und auch die Blog-Möglichkeiten gut aus. Leider ist das Altersstrukturproblem schon angesprochen worden und die Wichtigkeit von Vernetzung ist bei sehr vielen Vereinen noch nicht angekommen.
    Man müsste hier wirklich mehr machen.
    Stefan

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